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Informantenschutz in Deutschland ist unzureichend

Sissi Pitzer

Sissi Pitzer
Foto: privat

Sissi Pitzer arbeitet als Moderatorin und Journalistin beim Bayerischen Rundfunk. Seit über zehn Jahren ist sie auf der Infowelle B5 für das wöchentliche „MedienMagazin“ verantwortlich.

Ein Interview von Gabriele Lemos

Halten Sie das Thema „Datenschutz“ überhaupt für relevant?
Wenn alle Rechercheschritte, die hauptsächlich über Mail, Social Media und Telefon laufen, nachvollzogen und ausgewertet werden können, ist das äußerst relevant!

Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand der rechtlichen und technischen Möglichkeiten?
Auch wenn Pressefreiheit in Artikel 5 GG steht, ist der Informantenschutz in Deutschland nicht ausreichend geregelt. Nach all den Enthüllungen rund um NSA und andere, auch deutsche Geheimdienste kann kein Journalist sicher sein, dass seine Kontakte nicht verfolgt werden können. Außerdem hat zuletzt die Jahrestagung des CCC (Chaos Computer Club) gezeigt, wie leicht Daten und Verbindungen gehackt werden können.

Wo liegt für Sie akuter Handlungsbedarf?
Wer investigativ recherchiert, muss sich mit Verschlüsselung u.ä. intensiv auseinander setzen und sich angewöhnen, seine Daten, Kontakte, Recherchen bestmöglichst zu schützen. Das sollte unbedingt Teil der Journalisten Ausbildung werden.

Wären dafür nicht die Politiker gefragt?
Politiker rufen zum Schutz der Pressefreiheit nach Einschränkung derselben! Das kann und darf nicht die Lösung sein. Vorratsdatenspeicherung betrifft nicht nur, aber auch Journalisten besonders. Wir brauchen statt dessen wirklich anwendbare Informationsfreiheits-Gesetze, in allen Bundesändern und auch im Bund, damit Journalisten leichter an Informationen kommen. Und einen besseren Schutz für Whistleblower – den gibt es in Deutschland auch nicht.

Buchtitel Informantenschutz von Peter Welchering und Manfred Kloiber

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Peter Welchering und
Manfred Kloiber:
Informantenschutz
EAN 978-3-658-08718-0
Preis: noch offen