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Informanten sind das soziale Kapital des Journalismus

Prof. Dr. Thomas Leif
Foto: privat

Thomas Leif  ist Fernsehjournalist und einer der profiliertesten  politischen Enthüllungsjournalisten Deutschlands. Sein 450 Seiten dicker Wälzer “Beraten & verkauft” avancierte zum Bestseller. Leif lehrt an der Universität Koblenz Landau, als Chefreporter beim SWR produziert er das Doku Format „leif trifft„.

Ein Interview von Gabriele Lemos und Markus Leist

Welches sind Ihre grundlegenden Kriterien für Informantenschutz?
Informantenschutz muß absolut und uneingeschränkt gelten. Deshalb gibt es aus meiner Sicht auch keine abstufenden oder relativierenden Kriterien.

Was müsste sich ändern, um einen besseren Schutz für Informanten zu gewährleisten?
Es gibt teilweise die Unsitte, dass verantwortliche oder leitende Redakteurinnen und Redakteure nach Informanten fragen, um sich “abzusichern”. Oft nicht einmal in böser Absicht, sondern eher, weil Sie den Wert des Informantenschutzes nicht als unantastbar sehen. Diese unprofessionelle Praxis sollte in jedem Fall unterbunden werden.
Und natürlich eine ständige Sensibilisierung für das hohe Gut des Informantenschutzes bei allen Beteiligten. Schulung. Schulung. Schulung. Die Wiederholung ist die Mutter der Pädagogik.

Wer ist für Sie ein schützenwerter Informant?
Jeder Informant. Jede Informantin.

Wer entscheidet, welche Information relevant im Sinne von öffentlichem Interesse ist?
Am Ende Chefs, leitende Redakteure, Planer, Hierarchen, Justitiare, Blattmacher, Chefs vom Dienst (CvD) und andere. Aber der Relevanzbegriff wird heute so launig wie das Aprilwetter ausgelegt, rollt oft so zufällig wie eine Lotteriekugel im Glaskasten. Das “öffentliche Interesse” zerbröselt in einer Zeit, in der gemeinsam getragene Verfassungsprinzipien von der Leitkultur des “me, myself and I” abgelöst werden. Die Frage müsste also lauten: Was ist heute noch relevant?
Antwort: Relevant ist heute selbst in etablierten Nachrichtenredaktionen, was auf Seite Zwei der Bildzeitung steht

Welches war in Ihrer bisherigen Laufbahn Ihr wichtigster Fall?
Es ist doch eine Binsenweisheit, dass alle grösseren Geschichten nur auf der Grundlage von seriösen Informanten beruhen. Der kurioseste Fall: Ein Spitzenbeamter wollte einen zentralen Vertrag, der im Tresor verschlossen war, einfach nicht rausgeben. Irgendwann nach einem halben Jahr kam es zu einem Treffen. Er verabschiedete sich auf die Toilette und ließ den
Vertrag auf dem Tisch liegen. Die Zeit auf der Toilette reichte, um eine Kopie zu machen.

Zusatz: Der inzwischen verstorbene Journalist und politische Autor Jürgen Leinemann hat stets betont, dass die größte Korruptionsgefahr in der Abhängigkeit der Journalisten von wichtigen Informanten bestehe. Wie bestimmte Informanten im Gegenzug gepflegt werden, kann man exemplarisch in den Portraits einer grossen Tageszeitung lesen .Diese Abhängigkeit führt nicht selten zu einem Nachrichtenhandel, der im Feld der Geheimdienste und Sicherheitsbehörden offenbar kritiklos hingenommen wird.

Buchtitel Informantenschutz von Peter Welchering und Manfred Kloiber

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Peter Welchering und
Manfred Kloiber:
Informantenschutz
EAN 978-3-658-08718-0
Preis: noch offen